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472 Route 27.DER HERMON.
Der Hermon (Djebel esch-Schêch).

Eine Besteigung des Hermon wird am besten im Hochsommer oder
Herbst ausgeführt, da man in dieser Jahreszeit keinen Schnee auf dem
Wege antrifft; doch ist sie auch im Juni ausführbar. Sie nimmt einen
ganzen Tag in Anspruch; wer mit Zelt oben übernachten will, vergesse
nicht Feuerung mitzunehmen. Ausgangspunkte sind Hâsbeyâ (S. 469) oder
Râscheya (S. 471).

Führer bieten sich genug an, mit 68 fr. sind sie ausreichend be-
zahlt
. Rüstige Bergsteiger werden mit Vergnügen die Gelegenheit zur
schönsten Alpentour in Syrien ergreifen und sich von dem orientalischen
Vorurtheil, dass man stets beritten sein müsse, dispensiren. Aufwärts
steigt man in 6 starken Stunden, abwärts in 4 Stunden. Proviant darf
nicht vergessen werden, und wer nicht Schneewasser trinken will, ist
genöthigt, von ungefähr der Hälfte des Weges aus Wasser mitzunehmen.

Wer vorzieht zu reiten, versäume nicht, am Abend vor der Be-
steigung
sämmtliches Sattelzeug und den Hufbeschlag der Pferde gründlich
zu untersuchen und danach zu sehen, dass die Thiere für die strapaziöse
Tour gut gefüttert werden und gehörig ausgeruht sind. Wer nicht auf
dem Gipfel übernachtet, schick das Gepäck an den Ort, wohin man
hinuntersteigen will.

Historisches. Als Landmarke Palästina’s, ja Syriens, wird das Her-
mongebirge
schon im alten Testament vielfach erwähnt. Es bildete die
Grenze des israelitischen Gebietes (Jos. 12, 1). Der Name kommt von
demselben Stamme, wie das Wort, Harem, und bedeutet der Unnah-
bare
, Heilige. In dem apokryphischen Buche Henoch wird der Hermon
als Schauplatz von I Mos. 6, 2 genannt. Der heilige Berg hiess er
wahrscheinlich wegen des alten Bergcultus, der einst hier stattfand und
von welchem die vielen in der Nähe und auf dem Berge gelegenen an-
tiken
Tempel noch Zeugniss ablegen. Doch scheint der Name Baʿal Her-
mon
nach I Chron. 5, 23 etwas vom Berg Hermon Verschiedenes be-
zeichnet
zu haben. Ebenso stimmt diese Stelle nicht genau zu V Mos. 3,
9; vielleicht bezeichnete der Name Schenir nur einen Theil des grossen
Hermongebirges; bei den Sidoniern hiess der Hermon Sirion. Die He-
bräer
nannten ihn auch Sion (V Mos. 4, 48) und bewunderten ihn wegen
seiner majestätischen Höhe (Ps. 89, 13); sie schätzten ihn aber auch als
Wolkensammler (Ps. 133, 3). Im Hohen Lied werden die wilden Thiere
des Hermon erwähnt (4, 8); den Schnee, womit man schon im Alterthum
die Getränke zu kühlen pflegte (Spr. Sal. 25, 13), holte man nach Hierony-
mus
u. a., wie heute noch, vom Hermon. Im neuen Testament wird der
Hermon nicht genannt, wahrscheinlich aber ist unter dem hohen Berg
der Verklärungsscene (Marc. 8, 27; 9, 2) ein Abhang dieses Gebirges zu
verstehen.

Der Hermon heisst arabisch Djebel esch-Schêch, Berg des bejahrten
(weisshaarigen), oder Djebel et-Teldj, Schneeberg. Er ist ein von SW.
nach NO. circa 7 Stunden weit sich hinziehender Gebirgszug aus Kalk-
stein
; an manchen Stellen ist der harte Kalkfels mit weicher Kreide be-
deckt
; von den südlichen Ausläufern und bei Hâsbeyâ brechen Basaltgänge
hervor. Von dem Antilibanus ist der Hermon durch eine Schlucht im N.
getrennt. Im Winter liegen mächtige Schneemassen auf dem Hermon und
sogar den Sommer über halten sich einige Schneefelder in geschützten
Thalmulden. Noch wird der Bär auf dem Hermon häufig gesehen; die
Species wird von den Naturforschern als Ursus Syriacus unterschieden,
gleicht aber sehr unserm braunen Bär. Auch sonst beherbergt das Gebirge
viel Wild, Füchse, Wölfe u. s. w. Die Flora des Hermon hat Kotschy
untersucht. Die Culturgewächse sind die des syrischen Berglandes über-
haupt
; ziemlich bedeutend ist der Weinbau, der oberhalb Râscheya bis
1440m steigt. Ueber dem Culturland sind sehr gelichtete und zerstreute
Anflüge von Eichen (Quercus cenis, Look und Mellul). Etwa 150m über den
Reben beginnen ausgedehnte Tragantsträuche mit stachligen Blättern, und
in der Höhe von 11501650m trifft man auf eine sehr eigenthümliche und
in dieser Weise seltene Vegetation wilder Obstarten mit geniessbaren
Früchten. Die ächte Mandel ist so verbreitet, dass sie auf der ganzen